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Kerstin über Ess-Störungen

Was genau ist eigentlich eine Essstörung?

Essstörungen sind ernsthafte Erkrankungen, durch die der Umgang mit dem Essen und das Verhalten zum eigenen Körper gestört sind. Es gibt vier große Hauptkategorien von Essstörungen. Es gibt aber auch noch einige mehr.

  1. Adipositas – krankhafte Fettsucht (ab einem bestimmten Body-Maß-Index (BMI = Körpergewicht in Relation zur Körpergröße)). Spannend hierbei, dass dieser BMI mehr oder weniger willkürlich von einer US-amerikanischen Lebensversicherung eingeführt wurde, um zusätzliche Risiken durch Übergewicht zu erfassen. Adipositas ist seit 2020 eine anerkannte Krankheit.
  2. Magersucht (Anorexia nervosa) – ist eine schwere Störung des Essverhaltens. Charakteristisch ist eine permanente Angst, Gewicht zuzunehmen. Die Betroffenen sind extrem dünn und Untergewichtig. Die Körperwahrnehmung ist derart gestört, dass sich diese extrem dünnen Menschen als dick wahrnehmen.
  3. Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa) – Charakteristisch für diese Form der Essstörung ist, dass die Betroffenen ein unkontrolliertes Verlangen nach Essen haben und anschließend das Essen wieder erbrechen. Zu dem Krankheitsbild gehört auch ein Missbrauch von Abführmitteln, um
    das Gewicht zu reduzieren. Oft aber auch ein übersteigertes, exzessives Verlangen nach körperlicher Bewegung, um Gewichtzunahme zu verhindern. Die Bezeichnung „nervosa“ deutet auf die psychische Komponente hin.
  4. Binge-Eating-Störung – hier handelt es sich um immer wiederkehrende, unkontrollierte Essanfälle bis hin zur Schmerzgrenze, wo innerhalb kurzer Zeit exzessiv übermäßige Nahrungsmengen zu sich genommen werden. Auch das typische „Grasen“ ist ein Symptom. Dies bedeutet, dass der Betroffene den ganzen Tag am Essen ist und nicht nur zu den (Haupt)Mahlzeiten. BES Wird erst seit einigen Jahren als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt.

Wirft man einen Blick auf Statistiken, dann ist zu erkennen, dass die Anzahl der an Magersucht erkrankten Personen in den letzten 10 Jahren um 30% gestiegen ist. Hier klicken, um zur entsprechenden Statistik zu gelangen.

Zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen sind laut RKI (Robert-Koch-Institut) übergewichtig, ein Viertel der Erwachsenen Personen in Deutschland leidet unter Adipositas, das sind über 20 Millionen Menschen. Hier klicken, um zur entsprechenden Statistik zu gelangen.

Meine eigene Erfahrung?

Das Thema rund um Essstörungen ist stark schambehaftet. Zum einen ist es beschämend, wenn man in die Stühle im Café nicht reinpasst oder, wenn man sich hineinzwängen konnte, beim Aufstehen aber drin hängen bleibt. Ebenso beschämend ist es, wenn die Stewardess im Flugzeug eine Gurtverlängerung holen muss. Oder wenn im Jeansladen die Verkäuferin mit einem geringschätzenden Blick verkündet, dass es in meiner Größe hier wohl nichts für mich geben wird. Denn die landläufige Meinung lautet, dass dicke Menschen einfach nur disziplinlos sind.

„Friss doch einfach weniger, dann haste auch keine Probleme!“

Die Gründe für eine Essstörung sind jedoch vielfältig, vielschichtig und individuell sehr unterschiedlich. Da könnte der geringe Selbstwert eine Rolle spielen, ebenso wie Perfektionismus, Leistungsansprüche, Kontrollbedürfnis, eine geringe Konfliktfähigkeit und auch traumatische Erlebnisse wie Misshandlungen oder Missbräuche.

Behandlungsmöglichkeiten gibt es viele. Oftmals wird bei der Adipositas am Ende durch operative Eingriffe (ab einem bestimmten BMI) eine Magenverkleinerung vorgenommen.

Meine persönliche Meinung?

Bei der Essstörung wird das Essen als Ersatz genommen. Genau wie bei jeder anderen Sucht gibt es einen Druck. Der oder die Betroffene hat das Gefühl den Druck nicht aushalten zu können. Dann „springt die Sucht ein“. Das Suchtmittel lenkt ab, betäubt, verschafft einen Zeitaufschub. Das gilt meiner Meinung nach genauso für substanzlose Süchte wie Internetsucht, Kaufsucht, Arbeitssucht, Spielesucht, Sexsucht oder Pornosucht …. .
Über einen (meistens) sehr langen Zeitraum haben wir uns diese Verhaltensweisen antrainiert. Da kommt der Brief vom Finanzamt, löst ungute Gefühle aus, weil ich eine schlechte Nachricht befürchte, damit ich mich mit dem Gefühl nicht auseinandersetzen muss, greife ich zur „Droge“, zum Suchtmittel. Es gab einen Streit mit dem Partner, ein unangenehmes Gefühl, Stress auf der Arbeit, eigene Leistungsansprüche. Die Gründe, weshalb jemand zum Suchtmittel greift, sind unzählig!

Der Lösungsansatz?

Natürlich kann man „im außen“ nach Lösungen suchen. Eine Verhaltenstherapie machen, Diäten, Operationen, Psychotherapie, Traumatherapie und einiges mehr.

Meine persönliche Erfahrung?

Meiner Ansicht nach kann die Lösung für eine Essstörung nur in jedem Menschen selbst gefunden werden. Ich kann meine Werte überprüfe, ob das wirklich meine eigenen Maßstäbe sind oder ob ich mir Werte „der Gesellschaft“ anzueignen versuchen, die ich nie erfüllen kann. Dazu gehören beispielsweise einem vermeintlichen Schönheitsideal zu entsprechen oder ein gewisses Männerbild oder Frauenbild im Kopf zu haben, welches perfektionistisch sein könnte und nie dem Ideal des Menschen selbst entspricht. Das Selbstwertgefühl nicht von der Anerkennung der Menschen um einen herum abhängig zu machen, ebenso wie die Liebe nicht vom anderen zu erwarten oder zu hoffen, dass andere Menschen einen glücklich machen. Bereit sein zur Vergebung und dazu, die Vergangenheit und alle Vergeltungsgefühle loszulassen. Und letztendlich die Gefühle nicht weiter zu verdrängen. Stattdessen sich der Angst vor Gefühlen zuwenden, die Gefühle zuzulassen und fühlen.

Eure Kerstin

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